Die schiefergedeckten Türmchen, die sich über dem Fluss und den hundert Jahre alten Bäumen erheben, verleihen Schloss Chaumont-sur-Loire ein elegantes Antlitz. Dieses kleine architektonische Meisterwerk verdankt seine Anmut zum Teil dem Prinzenpaar de Broglie. Neben den Verschönerungsarbeiten haben sie der Schlossdomäne einen Sinn für das Kreative und sicherlich auch für das Exzentrische eingehaucht! Ein Geist, der vom schlosseigenen Centre d’Arts et de Nature (Zentrum für Kunst und Natur) und dem bekannten, alljährlich im botanischen Garten veranstalteten Festival international des Jardins (internationales Gartenfestival) auch heute noch kultiviert wird.
Das in seinem grünen Gewand über der Loire schwebende Schloss Chaumont-sur-Loire zieht seit dem 15. Jahrhundert die bedeutendsten Persönlichkeiten der Welt in seinen Bann. Neben dem weltbekannten internationalen Gartenfestival und dem Kunst- und Naturzentrum hat es in seinem Wohntrakt und renommierten Marställen aber noch weitere Überraschungen zu bieten.

Aufgrund seiner strategischen, die Flussufer dominierenden Stellung wurde die Festung von Chaumont bereits ab dem 10. Jh. von den Grafen von Blois und dem Hause Amboise verteidigt, das die Anlage 500 Jahre lang schützen sollte. Das ursprüngliche Gebäude wurde 1465 von König Ludwig XI. als Vergeltungsschlag gegen den des Komplotts verdächtigten Pierre I. d'Amboise abgebrannt. Einige Jahre später nahm sein Sohn Charles I. d'Amboise den Wiederaufbau in Angriff, der sich über drei Generationen erstreckte. In dieser Zeit waren die ersten Kunstströmungen aus Italien bereits spürbar.

1550 wurde die Domaine von Katharina von Medici erworben. Sie führte das Anwesen 10 Jahre lang, hielt sich dort jedoch aufgrund der direkten Nachbarschaft zu Schloss Chenonceau, in dem die Favoritin ihres Gemahlen, Diana von Poitiers, lebte, nur selten auf. Nach dem Tod des Königs sollte ihr Gerechtigkeit wiederfahren: So zwang sie ihre Rivalin, ihr Chenonceau im Tausch gegen die Domäne von Chaumont-sur-Loire zu überlassen. Diana setzt die im Schloss begonnenen Bauarbeiten fort, ohne jedoch dort zu wohnen, da sie – wie es heißt – von all den esoterischen Spuren, die Katharina hinterlassen hatte, entsetzt sei...

Dank seines Besitzers Jacques Donatien Leray, der Sympathisant der amerikanischen Unabhängigkeit ist, erlebt Chaumont 1750 eine neue Ära. Leray empfängt auf Chaumont Benjamin Franklin, was trotz der hohen Bedeutung wenig bekannt ist, und organisiert sogar sein Zusammentreffen mit König Ludwig XVI., das Frankreichs Unterstützung beim siegreichen Kampf um die Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten zur Folge hat. Einige Jahrzehnte später findet Germaine de Staël auf Chaumont Zuflucht, nachdem Napoleon ihr Exil gefordert hatte. In Anbetracht der Gäste, die sie dort empfing – Künstler und Gegner von Napoleon – blieb ihr Aufenthalt nicht unbemerkt.

1875 geht das Schloss in das Eigentum der äußerst reichen und exzentrischen künftigen Madame de Broglie, Marie Say, über. Mit ihrem Gemahlen verwandelt Marie das Bauwerk in einen mondänen Palast, der von allen einflussreichen Persönlichkeiten wie dem Prinzen von Wales, der Königin Isabella II. von Spanien sowie dem Schah von Persien besucht wird. Die vornehme Welt traf sich in dem sehr raffinierten neuen Dekor von Chaumont-sur-Loire, das unter anderem mit den prunkvollsten Marställen der Zeit ausgestattet war. Die Gestaltung des Parks wird Henri Duchêne anvertraut, der die 21 Hektar große Fläche in einen auch heute noch angesehenen „englischen“ Landschaftspark verwandelt. Chaumont ist zwar für seine extravagante Pflanzenwelt bekannt, doch auch die historischen und privaten Wohnräume offenbaren dem Besucher wertvolle Schätze.

Dieses außergewöhnliche Kulturgut, das Eigentum der Region Centre-Val de Loire ist, pflegt einen offenen Dialog mit der zeitgenössischen Kunst und allen Formen der Landschaftsgestaltung. Als ein vor Kreativität brodelndes Labor ist die Domaine gleichzeitig auch Kunst- und Naturzentrum mit einem umfassenden Programm zeitgenössischer Kunstausstellungen, die sowohl im Innern des Schlosses als auch im Park und in den Stallungen jeden Meter des Anwesens ausfüllen. Die betroffen machenden, lustigen und bewegenden Werke zeugen von der künstlerischen Eloquenz der Domaine. Bei Einbruch der Nacht, wenn Lichterspiele die zarten Konturen des Schlosses erhellen und seine Geheimnisse offenbaren, erhält dieser künstlerische Dialog etwas Zauberhaftes.
 
Unbedingt sehenswert

Das internationale Gartenfestival

Mit seinem Festival international des Jardins ist Chaumont-sur-Loire weit über die Grenzen hinaus bekannt. Ob künstlerisch oder landschaftsgestaltend: In den alten Gemäuern des Schlosses und der reizvollen hundertjährigen Parkanlage wird die schöpferische Kraft in all ihren Formen zelebriert.
Mehr
Besonders wertvoll

Außergewöhnliche Marställe

Neben anderen Wunderwerken stattete das Paar Broglie die Domäne mit herrlichen Marställen aus, die im einwandfreien Zustand erhalten sind.
Mehr
Erstaunlich

Die Astrologen von Katharina von Medici

Ihren Beinamen „schwarze Königin“ verdankte Katharina von Medici ihrem großen Interesse für Esoterik und Astrologie.
Mehr
Was gibt es Neues vom Schloss?
Praktische Informationen

DOMAINE DE CHAUMONT-SUR-LOIRE

DOMAINE DE CHAUMONT-SUR-LOIRE
Rue des Argillons
41150, CHAUMONT-SUR-LOIRE
France
Qualité TourismeJardin remarquable"La Loire à vélo"Démarche d'excellence grands sitesEscapades aux jardins
Online-Reservierung
Sehenswertes in der Umgebung
Anfahrt
Chaumont-sur-Loire liegt 20 km von der Stadt Blois entfernt, die in 1,5 Stunden vom Bahnhof Paris-Austerlitz zu erreichen ist. Ein Regionalexpress (TER) fährt anschließend zum Bahnhof von Onzain Chaumont-sur-Loire. Von dort sind es 20 Fußminuten zur Domäne. Der 45 km entfernte Flughafen von Tours wird von London, Dublin, Porto und Marseille aus angeflogen. Auf der Axe Paris-Bordeaux führt die Autobahn A10 nach Blois. Von dort sind es zum Anwesen 20 Autominuten. Die Zufahrt zum Schloss ist außerdem über die Autobahnen A85 und A71 möglich.

Ihre Route